Yin Yoga bedeutet für mich loslassen. Loslassen kann ich nur, wenn ich akzeptiere, was ist und mich im Annehmen übe – frei von Erwartungen. Daraus ergibt sich auch, dass es sehr viel wichtiger ist, wie ich praktiziere und mit welcher (geistigen) Ausrichtung. Yin darf nachgiebig, gewährend und nährend sein, ein wunderbarer Ausgleich zu unserem Yang betonten Alltag. Außerdem ist Yin Yoga passiv und weich, für manch einen zu Beginn sogar „langweilig“ .
Wenn man zum Beobachter seines Körpers wird, kann man ziemlich schnell feststellen, dass in dieser Passivität unglaublich viel im Körper passiert. Die Dauer, für die Yin Yoga Stellungen gewöhnlich gehalten werden, in der Regel 3 – 5 Minuten, aber auch bis zu10 oder 20 Minuten, können zu Beginn ebenso eine Herausforderung sein. Hier liegt die Schwierigkeit eher darin, diese Stille (im Geist und in der Bewegungslosigkeit) zu genießen und zuzulassen.
YIN bedeutet Chaos, das in dieser Stille im Inneren, im seelischen „sichtbar“ wird. Es erfordert unglaublich viel Mut, diese Emotionen, Gedanken und Gefühle zuzulassen und damit bestimmt auch ZEIT. Damit wird klar, warum diese Praxis körperlich so tief geht und wirkt. Körper, Geist und Seele sind immer Eins und können somit in ihrer Reaktion untereinander auch als Spiegel betrachtet werden. Je tiefer das Gewebe in die Entspannung geht, desto besser können Emotionen und Gefühle, die „eingesperrt“ wurden ins fließen kommen. (Traumatas werden punktuell im Fasziengewebe gespeichert!)
Die Essenz des Yin Yoga ist, die Stille im Körper und damit die Aufmerksamkeit ganz im Sein zu erleben.
„Lade Deine Seele zu deiner Yin Praxis ein und schenk ihr den schönsten & größten Raum
und
lasse das Ego leise und still werden!“
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Wissenswertes zum Yin Yoga
Bei den meisten Formen des heutigen Yoga handelt es sich um dynamische, aktive Praktiken, die dafür entwickelt wurden, nur mit einem Teil unseres Körpers zu arbeiten, nämlich der muskulären Yang Hälfte. Yin Yoga bedient die andere Hälfte und zielt auf die verborgenen Schichten des Gewebes ab. Dazu zählen vor allem das Bindegewebe / Faszien und die Bänder. Für einen gesunden, vitalen und ausbalancierten Körper dürfen beide Trainingsarten in den Alltag integriert werden, weil alles im Köper wichtig ist und eine Funktion erfüllt.
Gleichgewicht ist kein statischer Zustand. In den Augen der Daoisten entstehen Harmonie und Gesundheit unter Bedingungen, in denen sich die kontrastierenden Aspekte im Gelichgewicht befinden. Die alten Chinesen bezeichneten dies als Dao. Das Dao ist die Ruhe im Zentrum aller Ereignisse und gleichzeitig der Weg, der zu dieser Mitte führt. Es gibt stets eine Mitte, auch wenn wir uns nicht immer dort befinden und diesen Zustand genießen können. Wenn wir die Mitte verlassen, nehmen wir Färbungen von Yin oder Yang an.
Im Yang ist Yin und umgekehrt, denn jeweils das Eine trägt den Samen des Anderen in sich und alles passiert in Wechselwirkung – also in der Dualität. Im Dao dürfen wir alles in Relation betrachten.
Der Muskel zählt zum Yang Gewebe und hier finden wir auch Yin Anteile: 30 % dessen, was wir als Muskel bezeichnen, sind in Wirklichkeit Faszien, entscheidend für den Bewegungsradius des Muskels. Die Muskelzellen sorgen für die Kraft – das Yang Attribut.
In den Faszien und Bändern, die vorwiegend Yin sind, existieren ebenso kontrahierende Fasern wie in unseren Muskeln. Des Weiteren befinden sich dort auch elastische Fasern, die man als Elastin bezeichnet. Folglich gibt es auch hier Yang im Yin: Unser Bindegewebe kann kontrahieren und sich verkürzen.
„Das Ziel bestimmt den Weg“ heißt es in der Trainingslehre und so kann der Praktizierende abwägen, was er jetzt braucht, um in die Balance, seine Mitte zu kommen und so können der Nutzen und die Methoden entdeckt werden, die die jeweilige Yin oder Yang Praxis hergibt.
Im Yin Yoga wird das Gewebe passiv beansprucht, nämlich in Form einer Dehnung = Verlängerung bzw. Absicht einer Verlängerung von Gewebe. Hierbei wird der erste fühlbare Dehnimpuls angestrebt, der eine Intensität von ca. 60 – 70 % darstellt. Der Körper wird so gelagert und unterstützt, dass die Muskeln vollkommen entspannen und somit zuerst der physische Körper loslassen kann und danach folgend im Idealfall der emotionale Körper. Wenn wahrgenommen wird, dass der Körper / das Fasziengewebe sich öffnet, darf und sollte ganz sanft und in ruhigen Bewegungen die Stellung passend nachjustiert werden.
Die Asanas im Yin Yoga werden praktiziert, ohne den Körper vorher mit einer Yang Qualität aufzuwärmen. Damit wird erreicht, dass die Wirkung tiefer ins Gewebe vordringen kann, womit sich die Dauer der Haltung erklärt – je länger die Stellung gehalten wird, desto effektiver wird die Wirkung besonders auf das Fasziengewebe daraus erkennbar. Es ist jedoch nicht das Ziel von Yin Yoga, Bänder, Sehnen oder Gelenkkapseln zu dehnen, also zu verlängern. Sehnen und Bänder sollten nicht mehr als 4 – 10 % gedehnt werden, da sonst das Risiko einer Schädigung besteht. Ziel ist vielmehr die Beanspruchung dieser Strukturen – keine Verlängerung. Mit der Zeit, also regelmäßiger Praxis können die Strukturen dadurch länger, dicker und kräftiger werden und sind damit weniger anfällig für Verletzungen.
Durch die Absicht, das Gewebe zu verlängern bzw. zu beanspruchen, wird ein Flüssigkeitsaustausch angestoßen, wodurch wir einen netten Nebeneffekt, den Detoxeffekt erreichen. Außerdem besteht die Möglichkeit, Blockaden im Meridiansystem zu lösen, so dass das Chi wieder ungehindert fließen kann und der Mensch sich vital und gesund fühlt.
Die Meridiane, die unsere Lebensenergie durch den Körper leiten und nach ihrer Fließrichtung in Yin und Yang unterteilt werden, verlaufen im Fasziengewebe. Diese sind mit modernen Methoden messbar.
Vorsicht ist in der Intensität der Yin Yogahaltung geboten, denn wenn man zu ehrgeizig in eine Dehnung geht, kann diese einen gegenteiligen YANG Effekt herbeiführen und eher zu einem festeren Gewebe führen, als zu einem durchlässigeren und freieren.
Der sogenannte Rebound zu Deutsch Nachklang sorgt dafür, dass wir den Fluss des Prana / Chi bewusster wahrnehmen können, sobald wir die Asana aufgelöst haben. Wahrgenommen wird dies auf der physischen Ebene zum Beispiel durch Kribbeln, Hitze, Druck, wummerndes Gefühl und auf der emotionalen Ebene durch Traurigkeit, Tränen, Zufriedenheit, Freude und Leichtigkeit. Auch können durch Einsichten und Verständnis AHA-Momente erlebt werden. Die Ruhestellung wird für mindestens 1 Minute eingenommen.